Welttag des Buches

ein plattdeutscher Verlag

Im Gespräch mit Peer-Marten Scheller, Inhaber des Quickborn-Verlages, Delegierter für Hamburg im BfN

Der Quickborn-Verlag ist eine feste Instanz innerhalb der plattdeutschen Sprechergruppe. Stell uns den Verlag doch bitte kurz vor. Der Quickborn-Verlag wurde vor 105 Jahren gegründet und veröffentlicht seither ausschließlich niederdeutsche Literatur. Es finden sich Bücher mit Geschichten, Erzählungen und Gedichten der namhaftesten Autorinnen und Autoren im Programm und ergänzend dazu sind auch plattdeutsche Kinderbücher sowie Lehr- und Lernbücher im Angebot.

Wie macht sich die gegenwärtige Pandemie für den Verlag bemerkbar?

Plattdeutsche Bücher sind in der Buchhandlung überwiegend ein „Stöber-Artikel“ und bei geschlossenen Läden haben Leserinnen und Leser keine Möglichkeit, sich einen Eindruck vom Inhalt der Bücher zu machen. Hier bieten wir jetzt auf unserer Homepage ganz neu bei einigen Titeln den „Blick ins Buch“ an. Die Pandemie hat aber auch auf anderer Ebene erhebliche Auswirkungen auf den Absatz! Unsere Autorinnen und Autoren haben seit über 12 Monaten keine Live-Lesungen mehr durchführen können und wir wissen natürlich nicht, wie und wann es überhaupt wieder dazu kommt – Live-Lesungen sind Werbung und fördern den Verkauf von Büchern während und auch nach der Veranstaltung.

Welche Veränderungen lassen sich momentan generell auf dem plattdeutschen Buchmarkt beobachten?

Die Zahl der Verlage, die plattdeutsche Literatur anbieten, schrumpft und mittlerweile ist der Quickborn-Verlag der einzige, der in größerem Umfang bzw. ausschließlich plattdeutsche Literatur auf den Markt und somit in die Buchhandlungen bringt. Daneben gibt es mit Books on Demand im Self-Publishing-Bereich ein Angebot, das ggf. über Großhändler den Weg in den Buchhandel findet.

Wie schätzt du die Zukunft des plattdeutschen Buchmarktes ein? Welche Rolle spielen Hörbücher und digitale Angebote?

Ich gehe davon aus, dass das plattdeutsche Buch auch weiterhin eine Rolle spielen wird. Das Interesse an plattdeutscher Literatur ist unverändert da, das hat sich z. B. bis vor 12 Monaten bei Lesungen der Autorinnen und Autoren gezeigt. Auch wird durch Schulunterricht und Erwachsenenbildung das Interesse an der Sprache gefördert und schließlich ist wachsendes Heimatbewusstsein auch ein Schlüssel zur Heimat-Sprache. Hörbücher haben ihre Hochzeit gehabt, hier ist heute eher das mp3-Format zum Download gefragt, wo die Nachfrage im Plattdeutschen allerdings noch sehr begrenzt ist, was auch auf e-books zutrifft.

Seit einigen Jahren habt ihr auch verschiedene Lehrwerke im Programm. Könntest du einen kurzen Einblick geben, welche Lehrbücher es sind und an wen sie sich richten?

Begonnen hat alles mit der Einführung des Plattdeutsch-Unterrichts an Grundschulen, der heute als Spracherwerbsunterricht z.B. in Schleswig-Holstein für die erste bis vierte Klasse mit den „Paul un Emma“-Lehrbüchern begleitet wird. Für die Erwachsenenbildung gibt es mit Hartmut Arbatzats „Platt – dat Lehrbook“ ein sehr fundiertes Werk, das z. B. in Volkshochschulen oder auch Webinaren eingesetzt wird. Und gerade ist für den Sekundarbereich mit „Snacken, Proten, Kören“ ein Spracherwerbs-Lehrbuch für die 5. und 6. Klasse erschienen.

Auf der Liste der aktuellen Neuerscheinungen ist die Anthologie „Över uns un anner Lüüd“ zu finden, die sich auf die plattdeutsche Schreibwerkstatt des Schleswig-Holsteinischen Heimatbundes bezieht. Was erwartet die Leser in dem Buch?

Unter der Herausgeberschaft des Schleswig-Holsteinischen-Heimatbundes ist hier eine umfassende Anthologie mit 30 Geschichten und Erzählungen aus 30 Jahren Schreibwerkstatt entstanden. Es finden sich Texte von Autorinnen und Autoren, die auf ganz unterschiedliche Weise und zu ganz verschiedenen Themen Ideen entwickelt haben, die ein breites Spektrum der Erzählkunst abbilden. Dieses Buch bietet eine sehr unterhaltsame Lektüre für jede(n), die/der einen Sprachbezug hat oder aber auch auf diese Weise die erstaunlichen Möglichkeiten niederdeutscher Literatur kennenlernen möchte.

Ein paar Geschichten aus 30 Jahren Schreibwerkstatt können auf der Seite des Schleswig-Holsteinischen Heimatbundes angehört werden.

Welches plattdeutsche Buch würdest du heute zum Welttag des Buches verschenken, um jemand anderem eine Freude zu machen?

Am (plattdeutschen) Welttag des Buches würde ich aus aktuellem Anlass, weil gerade erschienen, Matthias Stührwoldts „Groot un stark“ verschenken – es sind plattdeutsche Texte über Oma un Opa, über Mudder un Vadder und über seine eigene Familie – erlebtes und gelebtes Leben auf dem Land mit Höhen und Tiefen, mit freudigen und unbeschwerten, aber durchaus auch anrührenden und traurigen Momenten.